Herbst-Studienreise 2021

Die diesjährige Reise führte zu kulturhistorisch bedeutsamen Höhepunkten und zeigt wieder wie Geschichte, Landschaft und intakte Natur das Leben in unserer Zielregion gegenwärtig verbinden; wir spürten das deutlich in allen Orten, die wir besuchen.

 „Nachbarschaft kennt keine Grenzen, Spuren(be)suche im Westen – von den Kelten zur EU“,

so hatten wir unsere Studienreise genannt und erlebten unter diesem Motto tatsächlich abwechslungsvolle Landschaft, spannende historische Orte, geheimnisvolle Plätze, Begegnung von Industrie und Kultur. Genau in dieser Vielfalt lag der Reiz unserer Studienreise. Das „Saarschleifen-Land“, so wird der „südwestlichste Zipfel“ Deutschlands gern genannt, bot uns vielfältige Begegnungen mit seiner wechselvollen Geschichte.

So abwechslungsreich wie die Landschaft sind auch die Sehenswürdigkeiten, mit denen diese Region reich bestückt ist. Kulturdenkmäler von den Kelten und Römern bis hin zur heutigen Zeit warten nur darauf, von uns entdeckt zu werden. Wir wandelten im Archäologiepark Borg auf den Spuren der Römer, staunten über das römische Mosaik in Nennig und entdeckten beim Überschreiten der Grenzen in Schengen die Schritte zur Einigung Europas. Zauberhafte Schlösser und trutzige Burgen entführten uns in das Mittelalter, sonnige Parks luden zum Verweilen ein. Zur Geschichte dieses Raumes gehören aber auch Hochöfen, Schlote und Fördertürme; um dieses Erbe der Industriekultur zu bewahren, setzte die UNESCO unser Ziel die Völklinger Hütte auf die Liste des Weltkulturerbes.

Gegensätze wie das Nebeneinander vom mondänen Finanzplatz und der als Weltkulturebe ausgewiesenen pittoresken Altstadt ziehen sich durch das Lebensgefühl in Luxemburg-Stadt. Der tausendjährigen Geschichte der Stadt spürten wir auf einem Stadtrundgang nach.

Die Ziele unserer Studienreise sind im Folgenden nur kurz aufgezeichnet:

Die Abtei Maria Laach wurde auf der Hinreise eine Station; hier verbinden sich in einzigartiger Weise Landschaft und Kultur, Gottes Schöpfung und die Gestaltungskraft der Menschen. In dieser Verbindung liegt die Anziehungskraft des Klosters auf viele Menschen. Auf einem Rundgang, der von einem kurzen Film über die Abtei vorbereitet wurde, gewannen wir gute Einblicke in die Abtei mit ihrer dreischiffigen, doppelchörigen Pfeilerbasilika.  

Als Richter-Fenster werden die drei von dem Künstler Gerhard Richter entworfenen Chorfenster der Abteikirche Tholey bezeichnet. Auf den drei großen Fenstern mit jeweils einer Höhe von 9,30 m und einer Breite von 1,95 m wurden abstrakte Motive realisiert. Richter selbst bezeichnet die drei Tholeyer Fenster mehrfach selbst als sein letztes Großwerk und darüber hinaus handelt es sich neben dem 2007 eingeweihten Richter-Fenster im Kölner Dom um die einzigen Kirchenfenster, die von diesem Künstler entworfen wurden. Die Fenster wurden am 17. September 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt. Im ursprünglichen Reiseplan war der Besuch der Abtei nicht vorgesehen, aber über die Einweihung durch die Presse informiert wollten wir uns diesen Besuch nicht entgehen lassen.

Von der Altstadt Saarburg, eingebettet zwischen herrlichen Weinbergen und Wäldern wurden wir zu einem gemütlichen Bummel durch das historische Zentrum eingeladen. Zwischen hübschen Fachwerkhäusern fließt der Leukbach, der von kleinen Brücken überspannt wird. Das Highlight von Saarburg jedoch ist der 20 Meter hohe Wasserfall am Buttermarkt, der als größter innerstädtischer Wasserfall Europas gilt.

Das „B-Werk Besseringen“, ist ein Baudenkmal des Westwalles und Mahnmal des Krieges. Neben der Darstellung der beeindruckenden Ingenieurleistung, die die Errichtung einer solchen Anlage mit den technischen Mitteln der damaligen Zeit bedeutete, machte das Führungskonzept auch die Präsentation der beiden Schwerpunkte „Mahnmal des Krieges“ sowie „Westwall- und Bunkermuseum“ vor. Damit soll das B-Werk Besseringen auf Dauer als geschichtliches Zeugnis und Mahnmal für spätere Generationen erhalten werden.

Festungsstadt Saarlouis, als „Überschwemmungsfestung“ konzipiert, war diese Festung schon zu ihrer Gründung im Jahr 1680 „einer der schönsten und angenehmsten Orte im Königreich“. Eindrucksvolle Elemente des ehemaligen Hornwerkes, die „Bastion VI“ und die Vauban-Insel sind nur einige Bauwerke aus der französischen und der preußischen Zeit, die wir auf einem geführten Rundgang erleben konnten.    

Das Historische Kupferbergwerk Düppenweiler mit einer eindrucksvollen Licht- und Toninstallation schlägt durch die genutzten Elemente Beleuchtung, Musik, Geräusche und Texte eine Brücke zwischen traditioneller und kultureller Bergwerksbesichtigung. Das konnten wir bestätigen nach einer Führung durch die neue Kupferhütte mit Pochwerk, der Schmelzhütte mit der dazugehörigen Wassertechnik wie auch beim Übertagegelände mit der Barbarakapelle, den Schachtaufbauten und Ausgrabungsstätten. Eine über 12 m hohe bergmännische Pyramide stellte einen besonderen Blickfang in dem in seiner Form in ganz Südwestdeutschland einmaligen Bergwerksensemble dar und bot sich für einige Fotos an.

Der Keltische Ringwall Otzenhausen zählt in Europa zu den eindrucksvollsten und mächtigsten keltischen Befestigungsanlagen. Die noch heute 10 Meter hohen Mauern, die im ersten Jahrhundert vor Christus erbaut wurden, zeugen von der Größe dieses monumentalen Denkmals. Mit einer dreistündigen Wanderung lernten wir das gesamte Areal kennen

In Mettlach lassen wir uns zurückversetzen in die Zeit des Mittelalters, als Mönche und Ritter das Leben in der Stadt prägten, in die Zeit des Barock, als die Abtei ihre Blütezeit erlebte oder in die Jahre nach der französischen Revolution, als die Keramikherstellung hier in Mettlach ihren Anfang nahm. Aus diesen Epochen gab es einiges für uns zu sehen: Der 1000-jährige "Alte Turm", die ehemalige Benediktinerabtei, der Schinkel-Brunnen, die mit Mosaiken reich geschmückte Kirche oder der historische Park der Abtei. Leider war das Museum mit geschichtlichen Ereignisse im Keramik-Design geschlossen. 

Die Saarschleife, Deutschlands schönste Flussschleife, kein Wahrzeichen steht mehr für das Saarland als die Saarschleife. Der Blick auf die Saarschleife war für die ganze Gruppe ein unvergessliches Erlebnis: Das einzigartige Naturwunder, geschaffen durch die Kraft des Wassers. Die Saar hat hier über Jahrmillionen hinweg ihren Weg in den Stein gegraben und somit ein Naturerlebnis erschaffen, das seinesgleichen sucht. Wir genossen die Aussicht an dem schönsten und bekanntesten Platz mit Blick auf die Saarschleife, am 180 m hoch über dem Fluss gelegenen Punkt "Cloef", genau im Scheitel der Saarschleife gelegen. Für einige von uns reichte dieser Blick jedoch noch nicht; sie stiegen mit dem Baumwipfelpfad noch einige Meter höher, um die besseren Fotos zu schießen.

Mit der „Villa Borg“ und dem imposanten Mosaikboden der „Villa Nennig“ galt unser Besuch eindrucksvollen Zeugen der Römerzeit. Die Villa Borg ist die einzige vollständig rekonstruierte römische Villenanlage weltweit. Auf den ursprünglichen Grundmauern errichtet, umfasst das Areal Torhaus, Haupthaus mit Vorratsraum die Taverne und das funktionsfähige Villenbad mit einer römischen Fußbodenheizung, dem Hypokaustum. Der Mosaikboden in Nennig zählt zu den bedeutendsten, überregional herausragenden archäologischen Denkmälern des Saarlandes. Er hat die imposante Größe von 161 m² und ist damit das größte Mosaik, das bisher nördlich der Alpen gefunden wurde.

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist eine von derzeit 46 Welterbestätten (Stand 2019) der UNESCO in Deutschland. In seiner Bedeutung steht es gleichberechtigt neben den ägyptischen Pyramiden, der Großen Mauer Chinas, dem Kölner Dom oder dem Great Barrier Reef in Australien. Die Völklinger Hütte ist weltweit das einzige vollständig erhaltene Eisenwerk der Industriekultur. Auf über 600.000 qm ist die gigantische Hüttenanlage sicher ein High-Light unserer Reise. Die Hütte versammelt auf engstem Raum Meilensteine der Hochtechnologie des 19. Und 20. Jahrhunderts, die uns lebhaft von einem ehemaligen Arbeiter auf der Hütte vorgeführt wurden.

Von Schengen hat wohl jeder Europäer schon mal gehört. Schließlich hat das Moselstädtchen dem „Schengener Abkommen“ seinen Namen gegeben. Hier wurde vereinbart, dass die unterzeichnenden Staaten auf Kontrollen des Personenverkehrs an ihren gemeinsamen Grenzen verzichten. Das Europamuseum vor Ort und das Europa-Denkmal, welches wir besuchen; wir erinnern uns gern an Schengen, weil eine dreistündige herrliche Fahrt auf dem Fahrgastschiff „M.S. Princesse Marie-Astrid“ (Nachbau), auf dem die Verträge am 14. Juni 1985 ausgehandelt und unterzeichnet wurden, uns bei herrlichstem Sonnenschein durch das Moseltal führte. Ein Mitglied der Reisegruppe fand die Schiffsreise so schön, dass er vergaß auszusteigen. Wir fuhren dem Schiff mit unserem Bus hinterher und luden den Teilnehmer am nächsten Anleger wieder auf; ob der Freude revanchierte dieser sich mit einem frischen Glas „römischen Bieres“.

Alle Wege führen nach Trier, so sagt man vor Ort. In Trier dominiert Geschichte; die Stadt wird als „älteste Stadt Deutschlands“ gehandelt. 1986 wurden die Porta Nigra, das Amphitheater, die Kaiserthermen, die Barbarathermen, die Römerbrücke und die Konstantin-Basilika gemeinsam mit dem Dom und der Liebfrauenkirche sowie der etwas außerhalb Triers stehenden Igeler Säule in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.  Sieben der neun UNESCO-Denkmäler sind Römerbauten. Sie unterstreichen die beeindruckende Geschichte Triers als älteste Stadt Deutschlands, spätantike Hauptstadt des westlichen römischen Reiches und Residenz Kaiser Konstantins. Angesichts des großen Interesses für die Spuren der römischen Eroberer gerät das Geburtshaus von Karl Marx fast schon zur Nebensache. Obwohl wir in diesem Jahr mit dem Zirkel zum zweiten Mal Trier ansteuerten, waren alle begeistert von den verschiedenen Sehenswürdig- keiten der Stadt, die wir vor dem Rundgang bereits mit einer Stadtrundfahrt kennengelernt hatten.

Die eindrucksvolle Willibrordusbasilika Echternachs gilt als das bedeutendste religiöse Denkmal von Luxemburg. Im 11. Jahrhundert errichtet, wurde sie nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg im ursprünglichen romanischen Stil wiederaufgebaut. Die Krypta enthält Freskomalereien aus dem 11. Jahrhundert und beherbergt das Grabmonument des Heiligen. Eine Willibrordus-Quelle zieht viele Pilger an, welche sich Heilung von ihren Krankheiten (u.a. Ekzeme) erwünschen. Inmitten der Stadt liegt die alte Pfarrkirche St. Peter- und-Paul. Die heute zugänglichen Bereiche wollten wir auf einem Rundgang kennenlernen; doch leider war die Krypta geschlossen, da die gesamte Anlage infolge eines größeren Hochwasserschadens nicht frei zugänglich war.

Das Biodiversum mit dem Naturschutzgebiet Haff Réimech, am Fuß der Weinberge zwischen Schengen und Remich gelegen, zeigte uns eine große Vielfalt an Vogelarten sowie reiche Flora und Fauna. Vor diesem Hintergrund wurde auch das Naturschutzzentrum Biodiversum auf einer künstlich geschaffenen Insel errichtet. Das futuristische Gebäude allein war schon wegen seiner interessanten Architektur sehenswert: der Holzbau in Form eines umgedrehten Bootsrumpfes ist an die Langhäuser der Kelten angelehnt, die dieses Gebiet besiedelten.  

Luxembourg- Stadt steht nicht nur für Finanzen, sondern auch für eine tausendjährige Geschichte! Das wurde uns auf einem Stadtrundgang deutlich gemacht.  An den Fundstätten wie der archäologischen Krypta, in der wunderschönen Altstadt wie im Labyrinth der Gänge, Räume und Treppen der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Festungsanlage, an vielen verschiedenartigen Denkmälern und schönen Plätzen faszinierte die Stadt, aber auch mit moderner Architektur und Kunst beeindruckte sie uns.

Insgesamt bot diese Studienfahrt wieder einen besonderen Punkt in unserem Veranstaltungskalender. Eigentlich wollte der Organisator Kartellbruder Bodo Kaiser mit dieser 34. Planung seine Tätigkeit beenden. Aber die Teilnehmer bedrängten ihn, seine Arbeit doch noch einmal fortzuführen. Da er von allen die „Erlaubnis“ bekam, sich das Reiseziel 2022 selber aussuchen zu können, gab er für das kommende Jahr noch einmal die Zusicherung für die Planung einer Herbststudienreise des KV-Drei-Hasen-Ortszirkels.