Reisebericht zur Studienreise „Das Schönste aus Nord-Böhmen“, eine Bäderreise und „Die goldene Stadt Prag“

Wie in den Jahren vorher auch war der Zirkel traditionsgemäß in der ersten Septemberwoche 2017 gemeinsam unterwegs; dieses Mal um die „kulturellen Schätze Nordböhmens zu heben“. Zunächst standen die großen und bekannten Bäder Marienbad, Franzensbad und Karlsbad im Mittelpunkt der Reise, aber u.a. auch

  • Ceb (Eger) mit seiner mittelalterlichen Burganlage,
  • Stift Tepla (Tepl) mit dem Prämonstratenser Kloster aus dem 12. Jh
  • Kladrau mit seiner romanischen Basilika
  • Plzen (Pilsen), deren historischer Stadtkern zum Denkmalreservat erklärt wurde, mit dem Hauptmarkt in seinen Ausmaßen von 139 x 139 m einer der größten Marktplätze in Europa wie auch der zweitgrößten Synagoge Europas im maurisch-romanischen Stil erbaut.
  • Praha (Prag) mit der Vielzahl seiner Sehenswürdigkeiten in der Altstadt und auf dem Hradschin; (u.a. als ein besonderes Erlebnis bleibt hier der Besuch der „Laterna Magica allen Teilnehmern in Erinnerung).
  • Und Eisleben, bekannt geworden als Geburts- und Sterbeort Martin Luthers, auf dem Rückweg der Reise, um dort dem „Lutherjahr“ mit einem Besuch seiner Lebens- und Wirkungsstätten gerecht zu werden.

Wie immer kam auch die Gemütlichkeit auf dieser Reise nicht zu kurz; in Loket (Elbogen) genossen wir in bunter Runde ein „Spanferkelgrillen“ nach mittelalterlicher Rezeptur auf der Terrasse vom Hotel Kaiser Ferdinand; Art und Weise der Zubereitung sind einzigartig in Tschechien und eine besondere Attraktion: In einem Erdofen, der ringsum mit feuerfesten Steinen ummauert ist, die für gleichbleibende Hitze sorgen, wird für etwa drei Stunden ein Feuer entfacht aus Birken- und Buchenstämmen; danach wird das Schwein für rund sechs Stunden auf die Glut gelegt, kräftig mariniert und des Öfteren mit Bier übergossen; aromatische Gewürze runden das Ganze ab. Bei bestem Wetter erlebten wir einen gemütlichen Abend!

Als ein besonderes Erlebnis jedoch ist uns allen sicher noch der Besuch der gotischen „Burg Be?ov“ mit der Kapelle „Mariae Heimsuchung“ und seinen Fresken aus dem Leben von Jesus in bester Erinnerung. Denn das Besondere beim Rundgang durch die Burg war der Schrein des Hl. Maurus mit seiner besonderen Geschichte im 2. Weltkrieg, die Umstände seines Wiederfindens und seine aufwändige Restaurierung.

Wir erinnern uns: Nachdem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 abzusehen war, dass die Familie Beaufort-Spontin das Schloss Be?ov verlieren würde und auf der Flucht den St.-Maurus-Schrein nicht mitnehmen könnte, versteckte sie ihn unter dem Fußboden der Burgkapelle.

Erst im Jahre 1984 wurde das Schicksal des Schreins bekannt. Damals unterbreitete ein amerikanischer Geschäftsmann dem tschechoslowakischen Konsulat in Wien ein Angebot über 250.000 US-Dollar für die Ausfuhr eines nicht näher bezeichneten Kunstgegenstandes. Als die Behörden wissen wollten um welches Objekt es sich handelt und wo es sich befindet, verdichtete sich der Verdacht auf Westböhmen und man untersuchte die Be?over Burg- und Schlossanlage gründlich und umfassend. Später entdeckten man unter dem Fußboden der gotischen Burgkapelle den St.-Maurus-Schrein. Das folgende Gutachten ergab, dass es sich bei dem Reliquiar um ein nationales Kulturgut handelt, das nicht ausgeführt werden darf.

Der aufgefundene Schrein befand sich in einem schlechten und restaurierungsbedürftigen Zustand befand; zu einer umfassenden und fachgerechten Restaurierung kam es jedoch erst nach der politischen Wende 1989; die Wiederherstellung dauerte elf Jahre. Seit 2002 befindet sich der St.-Maurus-Schrein wieder im Schloss Be?ov, wo er von uns in einem tresorartigen Ausstellungsraum besichtigt werden konnte.

Nach den „besonderen“ Erlebnissen auf dieser Reise wünschten sich die Reiseteilnehmer für die nächste Studienreise 2018 n.M. den Besuch Südböhmens, um dort wiederum gemeinsam die Geschichte des Landes weiter kennenzulernen.